Hauptfiguren (2b): Belsia Valeriana, die Krämerstochter



(Leser, die sie kennen, behaupten, diese Figur hätte deutliche Ähnlichkeit mit unserer Tochter:)

Es wäre ein Fehler, Belsia Valeriana auf ihr Äußeres zu reduzieren oder in ihr nur die Schlampe zu sehen, die für jeden zu haben und für keinen zu halten ist. Hinter dem trügerisch engelhaften Erscheinungsbild der 22-Jährigen verbirgt sich nämlich ein durchtriebener Verstand, der Widernisse mit aller Entschlossenheit beiseite räumt. Valeriana schätzt nichts höher, als Andere mit Benehmen und Aufmachung zu provozieren, die standesgemäßen Verhaltensregeln zu missachten, ihre aggressive Sexualität auszutoben und ihr Umfeld ihrer Kontrolle zu unterwerfen. Ihr jüngerer Ziehbruder Iulius Adrianus nennt sie herablassend "die Fähe" (wofür sie sich gerne mit dem "verwandelten Esel" aus der altrömischen Literatur revanchiert), denn Valerianas füchsische Verschlagenheit steht in direktem Widerspruch zu seiner eigenen Geradlinigkeit.

Obwohl die beiden nicht blutsverwandt sind, ist sie genau so hochgewachsen und von ähnlicher Statur wie er, so dass sie von Fremden manchmal für echte Geschwister gehalten werden. Für alle praktischen Belange gilt Belsia Valeriana ohnehin als die Tochter des Hauses Iulii. Tatsächlich kommt sie als uneheliche Krämerstochter allerdings aus einfachsten Verhältnissen und hat sich zuerst ins Herz und mit sieben Jahren auch ins Heim der Hausherrin Castilla eingeschlichen. Ihr Traum, als vollwertiges Familienmitglied der Iulii anerkannt zu werden, blieb jedoch unerfüllt, vor allem aus Rücksicht auf Adrianus, der sich weigert, sein alleiniges Recht auf seine Familie (und sein Erbe) mit ihr zu teilen. Die daraus resultierende explosive Hassliebe zwischen den beiden Hausgenossen ist seit einem außer Kontrolle geratenen Vorfall überdies durch eine spürbare erotische Komponente bereichert.

Mit der Beisetzung der Hausherrin, die ihr bei ihren Eskapaden stets den Rücken freigehalten hatte, wird die Lage für Belsia Valeriana allerdings bedrohlich, denn nun hat sie alle verbliebenen Familienmitglieder gegen sich. Sie ist freilich nicht bereit, irgendwelche Zurücksetzungen hinzunehmen und sich die soziale Leiter wieder hinunterschubsen zu lassen. Der Fund der letzten Weltmaschine kommt ihr da gerade recht, um mit deren Hilfe das Blatt doch noch zu ihren Gunsten zu wenden.

Als die auf Adrianus angesetzte Attentäterin, Pernica, jedoch von Valerianas Existenz erfährt, beschließt sie, diese nebenher gleich mitzuerledigen. Was hat so eine verwöhnte Aristokratentochter denn einer hochtrainierten Beidhandfechterin schon entgegenzusetzen?

"Was soll ich noch über eine Frau sagen, die zwischen Verführen und Verprügeln keinen Unterschied sieht?"
 - Iulius  Adrianus

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